Tom Waits - Beautiful Maladies (1998)

Um sein Gesicht, das meist aussieht wie ein ungemachtes Bett, ranken sich viele Legenden. Und Tom Waits, der vor 49 Jahren eher unsaft in einem New Yorker Taxi das Licht der Welt erblickt haben soll, wuchs auch nicht in einem Land auf, wo Milch und Honig fließen, sondern Gin und Tonic. Diesem glücklichen Umstand verdankt er seine rüde röchelnde Stimme - ein markerschütterndes Markenzeichen, das viel zu der Magie jener 23 Stücke beiträgt, die der Gossensänger für diese Platte zusammengestellt hat: wüste Wonnewerke aus sieben Originalalben der Jahre 1983 bis '93, vor allem von den Klassikern "Swordfishtrombones", "Rain Dogs" und "Frank's Wild Years". Musikalisch gibt es bei diesem Trip in die Hinterhöfe der Wohlstandsgesellschaft kein Halten: Wie mit der Geisterbahn rauscht der Hörer an bärbeißigem Blues, fiebrigem New-Orleans-Jazz, fahrigem Folk und wilden Voodoo-Trommeln vorbei, stets bangend, was ihn hinter der nächsten Kurve erwartet. Zumal Waits ein brillanter Geschichtenerzähler ist: Schier heldenhaft wühlt er in den Schicksalen von Dirnen, Gaunern und Zockern. Für derlei Horror-Stories war in den Charts nie Platz - es sei denn, Stars wie Rod Stewart polierten sie glatt ("Downtown Train"). Auf dieser traum(a)haften Best Of-Revue jedoch leben die schnapsgetränkten Originale munter weiter - in einer großartig remasterten Neuauflage. ** Klang: 03-04